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Man kann auch fragen: wer liebt wen und warum? Wer kümmert sich um wen und warum? Familie ist so etwas wie der Sehnsuchtsort schlechthin, eine Art Grundmodell, wo die Liebe, die Fürsorge, der Respekt wohnen können, weil sie „natürlicherweise“ einfach dazugehören. Familie könnte der Ort sein, an dem man sich nach einem Streit wieder vertragen kann, wo man sich fallen lassen, Unterschiede aushalten und vertrauen kann. Sie könnte die individuelle und gesellschaftlich gestützte Gemeinschaftsform sein, die es erlaubt, außerhalb der Kategorien von biologischer Bindung, Leistungsdenken und unabhängig von Geschlecht und Alter Geborgenheit, Anerkennung und Schutz zu finden. In einer solchen Familie gäbe es keine Angst, nur wenig Konkurrenz, vor allem aber Vertrauen.
Und gleichzeitig kann Familie zu einem Fluch, zur Beziehungshölle werden, zu einem Ort von Beziehungsfallen aller Art. Familienbande können den Charakter einer kriminellen Bande annahmen- Scheidungs- und andere Akten lesen sich manchmal wie Kriminalromane mit gutem und schlechtem Ausgang. So wie im Bindungsglück geliebt, miteinander gesprochen und gestaltet wird, so wird im Kontext von Beziehungsfallen verdrängt, gelogen, betrogen, hintergangen und Missbrauch getrieben.
Ob wir lieben oder nicht, heiraten oder nicht, aus bildungsfernen oder bildungsnahen Schichten kommen, arm oder reich, Mann oder Frau, ein Kind sind oder alt werden: der Mensch ist in dem Moment „Angehöriger“, in dem er geboren wird. Ungefragt gezeugt, ungefragt zur Welt gekommen, ungefragt in eine Familie oder Ähnliches geraten, ungefragt als Angehöriger ins Melderegister eingetragen. Man hat zunächst nichts zu melden, muss sich eine Position erarbeiten und lebenslang um sie streiten. Dass die Folgen „nerven“ können, erlebt jeder von uns auf seiner Lebensreise. Dass man Glück haben kann auch. Von diesen Abenteuer zwischen Geburt und Tod soll die Rede sein und auch von dem Wunder, dass vieles auch dann gelingt, wenn es zunächst unmöglich erscheint.